Corona-Chroniken #2: AKB Run Aarau14/8/2020 Nachdem mit dem Rheinquelle Trail vor einem Monat zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Laufsportanlass durchgeführt werden konnte, häuften sich die Meldungen, wonach verschiedene Veranstalter mit entsprechendem Konzept planten, ihre Läufe ebenfalls durchzuführen. Inzwischen sieht es schon wieder anders aus und die Absagen purzeln nur so über die Infokanäle. Umso schöner, dass am vergangenen Mittwoch im Leichtathletikstadion Schachen in Aarau der Auftakt zum AKB Run 2020 erfolgen konnte. Die Serie umfasst insgesamt 7 Läufe an sieben aufeinander folgenden Mittwochabenden. Mit Ausnahme des Gastspiels in Olten finden alle Läufe im Kanton Aargau statt.
Grund genug für mich, trotz fehlendem Training, spür- und sichtbarem Sommerferien-Grillparty-Bauch und drückender Hitze in Aarau an den Start zu gehen. Als ich das letzte Mal in diesem Stadion die Ziellinie überschritt, schaute eine neue PB über 10 Meilen dabei raus. Das würde diesmal anders aussehen, das war mir von Anfang an klar. Einschätzen konnte ich meine mögliche Zielzeit im Vorfeld aber nicht, da ich das Training in der letzten Woche sträflich vernachlässigt hatte und mit Ausnahme einiger weniger Intervall-Läufe seit Monaten eher gemütlich unterwegs war. Das alles war aber völlig egal. Hauptsache, endlich mal wieder Rennluft schnuppern. Vor einem Monat in Sedrun kam es mir bereits am Start gar nicht erst in den Sinn, auf die Tube zu drücken. Schliesslich wollte ich den Lauf heil ins Ziel bringen. Wie knapp das am Ende geworden ist, ist hinlänglich bekannt … Vor zwei Tagen in Aarau aber, da wollte ich mal wieder «richtig» laufen. Schon die ganze Stimmung rund um das Stadion war ein Genuss für sich. Endlich hatte man das Gefühl, sich in einer Laufsaison zu befinden und es war motivierend, rund herum auch andere Gleichgesinnte zu sehen. Das Warm-up verlief dann auch erfreulich gut, wobei es bei rund 30 Grad nicht viel aufzuwärmen, sondern eher zu mobilisieren gab. Parallel dazu fand vor der Tribüne die Siegerehrung der Kinderläufe statt. während aus den Lautsprecherboxen Rage against the Machine dröhnte: «Fuck you, I won’t do what you tell me!» Nach einer Weile kündigte der Speaker dann «noch etwas kindgerechte Musik» an. Tja, auch die Veranstalter müssen dieses Jahr die nötige Routine erst finden 😊 Währenddessen machte ich mich für den Start parat. Die paar Steigerungsläufe über knapp 200 m am Rand der Anlage stimmten mich zuversichtlich und ich nahm mir als Minimalziel vor, die bevorstehenden 10 km wenigstens ein bisschen schneller zu laufen als den bisher einzigen Zehner der Saison. Diesen lief ich für mich alleine in der Langen Erlen in Basel als Teil der virtuellen Serie «Aargau läuft». Die 44.19, welche dabei rausschauten, empfand ich damals als eher enttäuschend. Immerhin steht inzwischen aber fest, dass ich damit die Serie bei den Männern über 10 km für mich entscheiden und gewinnen konnte. Zwar nur virtuell, aber immerhin. So wirklich viel mehr als eine Zeit um 45 min. lag in Aarau auch nicht drin. Oder doch? Mal schauen. Der Start war nicht schlecht. Es herrschte zwar auf den ersten paar hundert Metern ein stadtlaufähnliches Gedränge, aber alles in allem kam ich gut weg. Den ersten Kilometer lief ich in 4:01, den zweiten in 4:05, den dritten in 4:06. Erfreulich zügig und gefühlt noch ziemlich locker. Es war einfach der Hammer, wieder gemeinsam mit anderen über breite, flache Asphaltstrassen zu laufen. Kurz nach KM 4 musste ich aber dem im Nachhinein zu schnellen Start Tribut zollen. Auf der zweiten Hälfte kam es dann abschnittweise zum Kampf gegen den inneren Schweinehund, der sich aus dem Geröll am Piz Cavradi aufgerappelt und zurück ins Tal begeben hatte. «Schau, wie sie fröhlich die kühle Aare runtertreiben! Das wäre doch viel angenehmer, als dich bei dieser Gluthitze über aufgeheizte Teerstrassen zu quälen. Komm, steig aus und spring rein!» Wer aber den Cavradi überlebt hat, lässt sich von einer flachen Strasse nicht so leicht unterkriegen. Da mag die Form noch so im Rückstand sein, die Hitze noch so drückend und das ersehnte Ziel noch so weit entfernt – an ein Aufgeben ist gar nicht erst zu denken. So fügte ich mich meinem Schicksal und hängte brav die zweite Runde an, während die 5-km-Läufer/innen schnaufend dem Ziel entgegenflogen. Zumindest musste ich nicht endlos nachlassen und konnte mich auf den letzten zwei Kilometern nochmals etwas auffangen. Die letzten 300 m im Stadion, die sonst zum Endspurt einladen, zockelte ich ohne Tempoverschärfung ab und freute mich, endlich im Ziel und kurz dahinter im Schatten anzukommen. Ein paar Trinkbecherfüllungen und eine ausgedehnte Sitzpause später schaute ich auf die Uhr: 44.00,0. Minimalziel erfüllt, mehr noch: Saisonbestleistung! Die Zeiten sind nicht mehr im Bereich von früher, aber zumindest diesen Sommer braucht es nicht viel, um dennoch irgendwelche Superlative bedienen zu können – mögen sie auch noch so bescheiden sein 😊
0 Kommentare
Autor
Andere Läufer führen Reflexionsgespräche mit ihrem Trainer - ich schreibe Blog-Beiträge zur mentalen Verarbeitung des Gelaufenen. Archiv
Dezember 2020
Kategorien
|